Vom Wunder der Herrengrunder Kupfergefäße

Kupferbergbau in Herrengrund

Tummler
Herrengrunder Doppelbecher, Stift Neukloster

Die Geschichte des Kupferbergbaues in Herrengrund begann vor vielen Jahrhunderten: Wahrscheinlich wurden Erzvorkommen schon in prähistorischer Zeit abgebaut. Historisch nachweisbar ist der Kupferabbau nördlich von Neusohl (Banská Bystrica) in der Slowakei vom 11. oder 13. Jahrhundert an. Vielleicht fiel einem der alten Bergleute auf, daß in Bergwässer zu liegen gekommene Bergeisen oder andere Eisengegenstände nach einigen Wochen oberflächlich in Kupfer umgewandelt worden waren. Dieser Vorgang mußte den Altvorderen geheimnisvoll, ja wunderbar erschienen sein: "Ein Wasser von Natur hat diese Eigenschaft, daß aus Eisen bald das reinste Kupfer macht". Solche und ähnliche Sprüche finden sich daher auf vielen, aus diesem Zementkupfer hergestellten Gefäßen und Gegenständen.

Herstellung in Neusohl

Das gesammelte Kupfer sowie der Kupferschlamm wurden in der Hütte von Altgebirg - soweit nötig - gereinigt, zu Barren geschmolzen und zu Blechen gewalzt. Diese verarbeitete man teils in Hausarbeit in der Herrengrunder Gegend, zumeist aber professioneller in Neusohl zu den berühmten "Herrengrunder Kupfergegenständen". Becher, Konfektschalen, Tabaksdosen, Pokale usw. wurden etwa von 1635 an (laut erster Gravierung einer Jahreszahl; eine noch frühere Erzeugung ist wahrscheinlich) bis ins 19. Jh. hergestellt; die späteste Datierung erfolgte 1821; zwischen 1829 und 1842 dürfte die Produktion solcher Arbeiten eingestellt worden sein.

Als häufigste und einfachste Form erzeugte man halbkugelige Becher (sog. Tummler - von taumeln; auch Bergmannsbecher oder Stehaufbecher mit der typischen Granulierung der Außenfläche durch Hohlkugelpunzen), weiters faßförmige Doppelbecher. Seltener, in etwa 5-10 % aller Fälle, sind Schalen und Becher mit kleinen silbernen Bergmännchen verziert - Figuren, die eine kleine Mineralstufe oder ein Arbeitsgerät tragen. Als Besonderheit sind Vexier- oder Scherzbecher zu nennen, die im Inneren eine gewundene Säule aufweisen, durch die die zuviel eingefüllte Flüssigkeit abfließen kann.

Bergmannspokal
Bergmannspokal,
Herrengrund, um 1700,
Stift Kremsmünster

Zu den Kostbarkeiten gehören verzierte Schalen, Bergmannspokale oder gar "Handsteine". Dies sind kleine, kunstvolle Bergwerke auf vergoldetem Silberfuß oder tablettartigem Sockel mit silbernen Häusern, Göpelanlagen, Bergleuten usw., die in eine aus Mineralien und Erzstufen geformte "Landschaft" gesetzt wurden.

Die feuervergoldeten Kupfergegenstände erfreuten sich seit alters her als Andenken und Geschenkartikel besonderer Beliebtheit; sie wurden in alle Welt exportiert und gesammelt. Heute sind die Bergmannsbecher usw. äußerst rar geworden und zählen zu den gesuchtesten bergbauhistorischen Erinnerungsstücken. Es ist daher nicht verwunderlich, daß diese selten angebotenen Erzeugnisse auch hohe Preise erzielen.



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