Was sind Handsteine?

Wie kam es zu dem Begriff "Handstein"? Ursprünglich war gewiß eine besondere Erzstufe damit gemeint, vielleicht ein schön kristallisiertes Rotgültigerz, das die Bergleute zum Betrachten in die Hand nehmen konnten und bisweilen als Geschenk für den Bergherrn bestimmten. Das Wort Handstein steht aber in der Folge für künstlerisch bearbeitete Erzstufen, die, meist montiert auf einem vergoldeten Silberfuß, eine Bergwerksdarstellung zeigen und von einer religiösen Szene bekrönt werden.

Handsteine aus dem 16. Jh.

Handstein, 16. Jh.
Handstein von Caspar Ulich, St.Joachimsthal, 3. V. 16. Jh.,
KHM Wien

Die künstlerisch geformten Handsteine des 16. Jahrhunderts entstanden in der Zeit der Spätrenaissance, also des Manierismus, und sind charakteristische Arbeiten dieser Periode: Eine Verbindung von Natur und Kunst, wertvoll gefaßte, seltene und bizarre Mineralien und Kristalle, dazu bestimmt, in der Kunst- und Wunderkammer einer hochgestellten Persönlichkeit oder eines Fürsten präsentiert zu werden.

Der Verfasser hatte die Gelegenheit, sämtliche 33 Handsteine des Wiener Kunsthistorischen Museums auf ihren Mineralbestand hin durchsehen zu können. Es wurde auch die Radioaktivität der vorkommenden Mineralien untersucht: Tatsächlich erwiesen sich einige Stücke als schwach radioaktiv (im Bereich von max. 0,2 mR/h). Einige neue Erkenntnisse und Richtigstellungen waren möglich. Der Herkunftsort St. Joachimsthal wird für die meisten Handsteine des 16. Jahrhunderts durch diese Untersuchungen und Messungen ebenfalls bestätigt.

Barocker Handstein
Handstein aus Herrengrund/Neusohl in der Slowakei, um 1700,
KHM Wien

Handsteine aus der Barockzeit

Eine zweite Blütezeit der Handsteinherstellung entwickelte sich sodann im 18. Jahrhundert. Die Handsteine der Barockzeit unterscheiden sich allerdings sehr deutlich von jenen des 16. Jahrhunderts. Sie sind stets aus vielen verschiedenen Mineralien zusammengesetzt. Darstellungen von Bergbauszenen und der Bergbautechnik überwiegen, religiöse Motive finden sich nur untergeordnet. Es liegen meist Tafelaufsätze mit flachem, tablettartigem Sockel und silbernem, zuweilen vergoldetem Metallrand vor.

Der Mineralbestand der Handsteine aus dem 18. Jh. konnte anhand mehrerer dieser Objekte ebenfalls untersucht werden. Dadurch ist es möglich, einige genauere Aussagen zum Enstehungsort (der Bereich um Schemnitz, Kremnitz und - vor allem - Neusohl in der heutigen Slowakei) zu treffen und auf Zusammenhänge hinzuweisen. Das Füll- oder Klebematerial zwischen den einzelnen Mineralien wurde chemisch analysiert, es handelt sich um eine organische Substanz, genauer: um ein Baumharz.



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