Das Wunder im Kästchen

Was sind Eisenblütenkästen?

Eisenblütenkästchen
Eisenblütenkästchen
(Kästchen um 1790) mit
Eisenblüten aus Eisenerz
in der Steiermark

Eisenblütenkästen sind eine Spezialität aus dem Raum Eisenerz in der Steiermark. Diese Arbeiten der bergmännischen Volkskunst sind seit langem bekannt: Die frühesten erhaltenen Eisenblütenkästen (sie werden im Stift St.Florian aufbewahrt) stammen aus den Jahren 1720-21. Ein großes Bergwerksmodell aus dem Joanneum in Graz mit einer wunderbaren Eisenblüte als Bekrönung geht auf das Jahr 1727 zurück. Im Eisenerzer Krippenmuseum ist eine alte Weihnachtskrippe (um 1740) mit Eisenblüten und Wachsfiguren zu bewundern. Als besonders schöne Arbeit ist der "Barbaraberg" aus dem Stadtmuseum Eisenerz zu nennen. Es handelt sich um eine Bergbaudarstellung in der Form einer Kastenkrippe mit zahlreichen Eisenblüten, Stollenmundlöchern, Knappenhäusern, einer Schmiede und der Darstellung der Hl. Barbara. Die Hersteller waren vermutlich Mathias und/oder Johann Tendler um 1790.

Die Eisenblütenkästen wurden meist für besondere Anlässe hergestellt. Bei Hochzeiten, runden Geburtstagen, Ehrungen oder Pensionierungen dienten sie als repräsentative Geschenke. Viele dieser "Kasterln" wurden nach 1900, aber vor allem in der Zwischenkriegszeit (etwa um 1920 - 1935) gebaut. Die Tradition wurde bis in die 60er - Jahre, vereinzelt sogar noch länger, fortgesetzt. Viele Eisenerzer Familien bewahren stolz einen solchen Eisenblütenkasten als Familienerbstück.

Eisenblütenkästchen
Eisenblütenkästchen aus Eisenerz / Steiermark, um 1940

Mineralinhalt und Hersteller

Der Mineralinhalt dieser "Eisenblütenkästen" setzt sich nahezu ausschließlich aus Funden vom steirischen Erzberg zusammen. Verwendung finden Bergkristalle, Ankerit, Siderit, Aragonit in allen möglichen Ausbildungen (dicht oder in spießigen Kristallen, vor allem aber als schneeweiße, korallenartig verästelte "Eisenblüte") und Eisenglimmer. Manche dieser Kästen zeigen geometrische "Streufiguren" (meist Dreiecksmuster) aus pulverisiertem Hämatit oder Siderit. Die Eisenblüten finden sich in oft überraschend großen Hohlräumen im Erzberg. Frühe Darstellungen solcher "Mineralgrotten" oder einzelner Eisenblüten zeigt die Bewunderung der Menschen für solche Naturschönheiten.

Zumeist sind die Namen der Hersteller solcher Kästen nicht überliefert. Zweifellos handelte es sich um - eventuell pensionierte - Bergleute, die in ihrer Freizeit (vielleicht in den langen Wintermonaten) diese kleinen Kunstwerke bastelten. Gelegentlich hat auch ein Handwerksteam daran gearbeitet. Der eine schnitzte die Bergmannsfiguren, der anderer stellte den Mineralinhalt zusammen und wiederum ein weiterer Bergmann kümmerte sich um die Glasarbeiten. Ferdinand Klapfer ist einer der wenigen, dessen Name als Hersteller solcher Eisenblütenkästen (in den 20er und 30er - Jahren unseres Jahrhunders) bekannt geblieben ist.



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