Einige Bemerkungen über Dosen

Wozu dienten Steindosen?

Amethystdose
Dose aus Eggenburger Amethyst, 2. Hälfte 18. Jh., Dose: Sammlung Stift Kremsmünster

Schatullen und Dosen gibt und gab es für mancherlei Zwecke: als Zuckerdosen, Tabakdosen und Medizindosen; als Aufbewahrungsort für Schmuck, Geld, Süßigkeiten oder Schönheitspflästerchen vornehmer Damen. Wertvolle kleine Dosen, wie sie der Kunsthandel auch heute noch gelegentlich anbietet, waren ursprünglich aber meist als Schnupftabakdosen, als "Tabatièren", gedacht. Die schönsten Stücke stammen überwiegend aus dem 18. Jahrhundert, jener Zeit, in der auch der Konsum von Schnupftabak hoch in Mode stand. Die hübschen, oftmals aus Edelmetallen hergestellten Tabakbehälter mit Deckel waren aber weit mehr als reine Gebrauchsgegenstände - sie verdienten Beachtung als kleine Kunstwerke, Liebhaberstücke, Statussymbol, modisches Accessoire; die Dosen vermittelten Freude, waren Selbstzweck: l'art pour l'art.

Nicht wenige dieser beliebten Dosen fertigte man aus seltenen, dekorativen Schmucksteinen. Die Steinschneidekunst wurde auf diesem Gebiet der Kleinkunst und des Kunsthandwerkes fortgeführt, nicht mehr so spektakulär, so aufwendig, wenngleich immer noch beachtenswert. Sächsische Steinmosaikdosen aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts zählen zum Vorzüglichsten auf diesem Gebiet, doch lassen sich auch hübsche Beispiele aus dem 19. Jahrhundert anführen. Mancherorts (in Idar-Oberstein / Rheinland-Pfalz, in italienischen Werkstätten und einigen russischen Betrieben) werden auch heute noch Dosen aus edlen und farbenfrohen Mineralien hergestellt. Freilich bleibt die ansprechende Wirkung allein dem Stein vorbehalten, maschinelle Fertigung hat zumeist kunsthandwerkliches Können abgelöst.

Amethystdose
Runde Dose aus sächsischen Schmucksteinen, Christian Gottlieb Stiehl, Dresden, um 1770. Sammlung Naturhistorisches Museum Wien

Ausreichend Literatur?

Über kostbare Steinschneidearbeiten, beispielsweise die römischen Kameen und Gemmen, die in Mailand bzw. Prag gefertigten Schalen und Gefäße aus dem 15. und 16. Jahrhundert, die Prunkdosen Friedrichs des Großen oder fein gearbeitete Neuberdosen aus sächsischen Achaten existiert reichlich Schrifttum. Mit den einfachen Dosen aus verschiedenen Materialien etwa ab 1780 befaßte sich bisher kaum ein Autor. Vielleicht erscheint dieses Gebiet kunsthistorisch zu wenig interessant und ergiebig zu sein. Dabei sind Steindosen trotz der Zerbrechlichkeit des Materials nicht selten. Die Silber- und Goldmontierungen weisen nur in wenigen Fällen eine Punzierung auf. Diese Punzen, oftmals durch den Gebrauch verstümmelt, erlauben auch keine sichere Datierung, weil beispielsweise viele deutsche Dosen nachweisbar erst später, etwa in Frankreich, montiert wurden. Kurz: Herkunftsnachweise und schriftliche Unterlagen zu einfachen Steindosen sind sehr rar.

So stellt der kleine Katalog "Mineral und Dose" (Ausstellung im Stift Altenburg, 1991) von Simone und Peter Huber vielleicht den ersten Versuch dar, Steindosen ab dem Ende des 18. Jahrhunderts zu beschreiben und etwas über die Herkunft der verwendeten Mineralien und Gesteine auszusagen. Alle Interessenten, die mit weiteren Informationen zu solchen Steindosen beitragen können, werden sehr herzlich gebeten, mit den Verfassern Verbindung aufzunehmen.



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